„Burnout bei Führungskräften ist kein Zeichen von Schwäche, sondern das Ergebnis unrealistischer Erwartungen und fehlender Unterstützung.“

– Dr. Christina Maslach, Psychologin und Burnout-Expertin

Burnout bei Führungskräften: Ursachen, Prävention und Tipps zur Stressbewältigung

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Burnout ist in der modernen Arbeitswelt zu einem zentralen Thema geworden. Besonders Führungskräfte, die mit hoher Verantwortung und ständiger Verfügbarkeit konfrontiert sind, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Die psychische Belastung in Führungspositionen hat in den letzten Jahren zugenommen und stellt sowohl für die betroffenen Personen als auch für die Unternehmen eine erhebliche Herausforderung dar. Eine Studie der Techniker Krankenkasse (TK) aus dem Jahr 2022 zeigte, dass 38,5 % der befragten Geschäftsführer und Personalverantwortlichen bereits jetzt eine große Bedeutung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz feststellen. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren voraussichtlich auf 70 % ansteigen, wie die Studie „#whatsnext2022“ darlegt

Darüber hinaus fand der Führungskräfte-Radar 2019 der Bertelsmann Stiftung heraus, dass 30 % der Führungskräfte in Deutschland eine hohe Führungsbelastung angeben. Viele Führungskräfte leiden unter Selbstzweifeln und fühlen sich den Anforderungen ihrer Rolle nicht gewachsen.

Dieser Blogbeitrag beleuchtet die Ursachen von Burnout bei Führungskräften, die Folgen für Betroffene und Unternehmen und gibt praxisnahe Tipps zur Prävention.

 

Was ist Burnout?

Burnout ist ein Zustand emotionaler, physischer und geistiger Erschöpfung, der durch chronischen Stress und Überforderung entsteht. Es handelt sich nicht um eine kurzfristige Überlastung, sondern um einen langfristigen Prozess, der sich in verschiedenen Phasen entwickelt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Burnout offiziell als Syndrom anerkannt, das aus “chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt wird” resultiert.

Typische Symptome sind:

Emotionale Erschöpfung: Betroffene fühlen sich ausgebrannt, sowohl körperlich als auch geistig.

Zynismus und Distanzierung: Ein Rückzug von der Arbeit und Kollegen sowie eine negative Haltung gegenüber der eigenen Tätigkeit.

Leistungseinbruch: Selbst einfache Aufgaben erscheinen schwer bewältigbar, und die Arbeitsleistung nimmt merklich ab.

Burnout unterscheidet sich von gewöhnlichem Stress dadurch, dass er langfristig zu einer tiefen Erschöpfung führt und sowohl das berufliche als auch das private Leben negativ beeinflusst. Führungskräfte sind besonders anfällig für diesen Zustand, da sie oft in einem Umfeld arbeiten, in dem Stress als normal gilt und Pausen oder Selbstfürsorge als Schwäche interpretiert werden. 

 

Warum sind Führungskräfte besonders gefährdet?

 

Führungskräfte haben eine zentrale Rolle in Unternehmen und tragen die Verantwortung für Entscheidungen, die das Wohl des gesamten Teams oder Unternehmens betreffen. Diese dauerhafte Verantwortung bringt eine Vielzahl von Belastungsfaktoren mit sich:

Hohe Erwartungen: Führungskräfte stehen oft unter dem Druck, immer leistungsfähig, motiviert und innovativ zu sein. Die eigenen Erwartungen und die der Organisationen an ihre Rolle sind extrem hoch.

Ständige Verfügbarkeit: In einer vernetzten Arbeitswelt wird von Führungskräften erwartet, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar zu sein, was das Abschalten erschwert und die Regenerationsphasen verkürzt.

Rollenkomplexität: Sie müssen strategisch denken, operativ handeln und gleichzeitig zwischenmenschliche Beziehungen im Team pflegen. Diese multifunktionale Rolle führt zu einer stetigen Überlastung.

Persönliche Faktoren: Häufige Selbstzweifel und ein hoher Perfektionismus erhöhen den Druck zusätzlich.

Die Bertelsmann Stiftung fand in ihrem Führungskräfte-Radar heraus, dass 21 % der Führungskräfte das Gefühl haben, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden.

Diese Faktoren tragen dazu bei, dass Führungskräfte häufig in eine Burnout-Spirale geraten, ohne es selbst rechtzeitig zu bemerken.

 

Die Auswirkungen von Burnout auf Führungskräfte

 

Burnout hat weitreichende Folgen – nicht nur für die betroffene Führungskraft, sondern auch für das gesamte Unternehmen.

Auf persönlicher Ebene leiden Führungskräfte unter physischen und psychischen Problemen, wie:

  • Schlafstörungen und chronische Müdigkeit
  • Depressionen und Angstzustände
  • Erhöhte Krankheitsanfälligkeit

Diese Symptome beeinflussen die Arbeitsfähigkeit erheblich. Unternehmen sehen sich mit sinkender Produktivität, erhöhten Fehlzeiten und oft einem Anstieg der Fluktuation konfrontiert. Darüber hinaus leiden die Mitarbeiter von Führungskräften, die unter Burnout stehen, da diese oft weniger unterstützend und weniger präsent sind.

Laut dem Führungskräfte-Radar 2019 hat eine hohe Führungsbelastung signifikante negative Auswirkungen auf die Mitarbeiterzufriedenheit.

 

Früherkennung und Prävention von Burnout

 

Eine frühzeitige Erkennung von Burnout-Symptomen ist entscheidend, um gegenzusteuern. Führungskräfte sollten auf folgende Warnsignale achten:

Permanente Erschöpfung, auch nach Erholungsphasen wie Wochenenden oder Urlaub.

Gefühl der emotionalen Distanz zur Arbeit und zu Kollegen.

Sinkende Leistungsfähigkeit und Konzentrationsprobleme.

Zur Prävention können Führungskräfte verschiedene Maßnahmen ergreifen:

Regelmäßige Reflexion: Führungskräfte sollten ihre Arbeitsbelastung und Stresslevel regelmäßig hinterfragen und entsprechende Anpassungen vornehmen.

Work-Life-Balance: Klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu setzen ist essenziell. Die Techniker Krankenkasse empfiehlt in ihrer Studie die Schaffung fester Arbeitszeiten und Erholungsphasen.

Unterstützung durch Mentoring oder Coaching: Externe Unterstützung kann helfen, den Blick für das Wesentliche zu schärfen und Stressbewältigungsstrategien zu entwickeln.

 

10 Tipps um Burnout zu vermeiden

 
  1. Regelmäßige Pausen einlegen: Selbst kurze Unterbrechungen während des Arbeitstages können helfen, Erschöpfung zu vermeiden.
  2. Klare Grenzen setzen: Versuchen Sie, Berufliches und Privates strikt zu trennen. Dies bedeutet auch, nach Feierabend nicht ständig erreichbar zu sein und bewusst Zeit für sich und die Familie einzuplanen.
  3. Delegieren lernen: Führungskräfte neigen dazu, alles selbst machen zu wollen. Ein gesundes Maß an Delegation entlastet und fördert gleichzeitig das Vertrauen innerhalb des Teams.
  4. Netzwerke aufbauen: Ein unterstützendes Umfeld – sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich – kann helfen, Stress zu bewältigen. Hier können auch Mentoring-Programme oder Coaching eine große Rolle spielen.
  5. Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität ist ein bewährtes Mittel, um Stress abzubauen und die allgemeine Gesundheit zu fördern. Schon 30 Minuten Bewegung pro Tag können einen erheblichen Unterschied machen.
  6. Achtsamkeit üben: Meditation und Achtsamkeitstechniken helfen, sich auf den Moment zu konzentrieren und den Stresslevel zu senken. Apps oder Kurse zu Achtsamkeit können Führungskräften wertvolle Werkzeuge an die Hand geben.
  7. Regelmäßige Reflexion: Setzen Sie sich regelmäßig mit Ihrer eigenen Arbeitsweise auseinander. Fühlen Sie sich überlastet? Welche Aufgaben könnten Sie an andere delegieren?
  8. Resilienz stärken: Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, schwierige Situationen zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen. Sie lässt sich trainieren, etwa durch spezielle Resilienz-Workshops oder Coachings.
  9. Zeitmanagement verbessern: Eine strukturierte Tagesplanung und das Priorisieren wichtiger Aufgaben können helfen, den Arbeitsalltag besser zu organisieren und Stress zu reduzieren.
  10. Feedback annehmen: Offenheit für konstruktives Feedback, sei es von Kollegen oder Vorgesetzten, fördert die eigene Weiterentwicklung und hilft dabei, sich selbst realistisch einzuschätzen.

Die Rolle der Organisation bei der Prävention

 

Nicht nur die individuelle Führungskraft, sondern auch die Organisation trägt Verantwortung, wenn es um die Burnout-Prävention geht. Unternehmen, die eine gesunde Unternehmenskultur fördern, tragen dazu bei, die psychische Gesundheit ihrer Führungskräfte zu schützen. Laut der Studie „#whatsnext2022“ sind 70 % der befragten Unternehmen der Meinung, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz in den kommenden Jahren weiter zunehmen werden (Die Techniker). Dies macht deutlich, wie wichtig es ist, bereits jetzt Maßnahmen zu ergreifen.

Dazu gehören:

  • Gesundheitsprogramme: Unternehmen sollten regelmäßig Programme zur Stressbewältigung anbieten. Diese können von Achtsamkeitskursen bis hin zu Sportangeboten reichen.
  • Führungskräftetrainings: Schulungen zu emotionaler Intelligenz und Stressmanagement bereiten Führungskräfte besser auf die Herausforderungen ihrer Position vor.
  • Offene Unternehmenskultur: Eine Unternehmenskultur, die den offenen Umgang mit psychischen Belastungen fördert, kann dazu beitragen, dass Betroffene frühzeitig Hilfe suchen.

Fazit

Burnout bei Führungskräften ist eine ernstzunehmende Herausforderung, die nicht nur das persönliche Wohlbefinden der Betroffenen beeinträchtigt, sondern auch die Leistungsfähigkeit und Effizienz des gesamten Unternehmens mindern kann. Studien wie „#whatsnext2022“ der Techniker Krankenkasse und der Führungskräfte-Radar der Bertelsmann Stiftung zeigen deutlich, dass das Thema an Relevanz gewinnt.

Um Burnout zu verhindern, müssen sowohl die Führungskräfte selbst als auch die Unternehmen aktiv werden. Regelmäßige Selbstreflexion, der Aufbau eines unterstützenden Netzwerks und klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind einige der Schlüsselstrategien, um die Balance zu halten. Gleichzeitig sollten Unternehmen eine Kultur der Achtsamkeit und Prävention fördern, um die psychische Gesundheit ihrer Führungskräfte zu schützen.

Letztlich ist der Kampf gegen Burnout eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur durch das Zusammenwirken von Führungskräften und Unternehmen erfolgreich gemeistert werden kann.

Autorin:

Susanne Rohrbeck

Quellen:

Techniker Krankenkasse: #whatsnext2022 – Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt

Bertelsmann Stiftung: Führungskräfte-Radar 2019 

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